Eingriffe in der Wirbelsäulenchirurgie erfordern von den Chirurgen absolutes Fingerspitzengefühl. Hochpräzise Assistenz bietet dabei ein Miniatur-Hexapod mit 6 Freiheitsgraden, der als Führungshilfe eingesetzt wird. Das SpineAssist-System wird am Knochen fixiert und erlaubt absolute Präzision beim Einsetzen von Implantaten zur Stabilisierung von Wirbelsäulenfusionen in offenen und minimal-invasiven chirurgischen Eingriffen.

Das System beinhaltet ein Softwarepaket zur präoperativen Planung, das automatische fluoroskopische und CT-Bildverarbeitung unterstützt, sowie einen Satz starrer Knochenfixierungsklemmen und -plattformen.

Die Firma Mazor Surgical Technologies, Erfinder des SpineAssist-Systems und Begründer der chirurgischen Methode auf der es basiert, wurde 2001 als Ausgliederung der Abteilung für Mechanik des Instituts für Technologie, Israel, gegründet. Niederlassungen der Firma befinden sich in Caesarea, Israel, sowie in Norcross, Georgia, USA (Mazor Surgical Technologies Inc.). Mazor hat sich auf die Entwicklung medizinischer Robotik­systeme spezialisiert, wobei die Fertigung der feinmechanischen Teile an das Schweizer Unternehmen MPS Micro Precision Systems AG, einem Mitglied der FAULHABER-Gruppe, ausgegliedert wurde.
Genauigkeit ist beim Einsetzen von Implantaten in der Wirbelsäulenchirurgie von höchster Bedeutung, da Eingriffe vorwiegend im Umfeld von Nervenwurzeln und dem Rückenmark vorgenommen werden und jeder Millimeter entscheidend sein kann. Daher und auch aufgrund anderer biomechanischer Erfordernisse nehmen Präzision und Genauigkeit bei dieser Art von Eingriffen den allerhöchsten Stellenwert ein.
Bei der Wirbelsäulenfusion handelt es sich um eine chirurgische Intervention, die beispielsweise zum Begradigen des Rückgrats eingesetzt wird, um einer fortschreitenden Deformation aufgrund von Skoliosis oder ähnlichen Erkrankungen entgegenzuwirken.
Der Eingriff kommt auch zur Anwendung, um eine geschwächte oder beschädigte Wirbelsäule zu stützen oder um Schmerzen durch eingeklemmte oder abgenützte Nerven entgegenzuwirken oder zu lindern. Obwohl bei Wirbelsäulenfusionen bemerkenswert hohe Erfolgsraten erzielt werden, ist doch die Häufigkeit der Fälle, in denen es zu Fehlplatzierungen der Implantate kommt, alarmierend hoch. Manchen Quellen zufolge treten diese sogar bei bis zu 25% der skoliosisbezogenen Eingriffe auf. Fehlplatzierungen sind mit einem erhöhten Risiko von neuralen und Gefäßkomplikationen assoziiert sowie mit Verletzungen der Rückenmarkshäute.

Die Intervention unter Verwendung von SpineAssist besteht aus fünf Schritten:1) präoperative Planungsphase, basierend auf einem CT-Scan der Wirbelsäule;2) starre Fixierung der SpineAssist-Plattform an der Wirbelsäule des Patienten;3) Positionskalibrierung durch Abgleichen einer fluoroskopischen Aufnahme der am Knochen montierten Plattform mit einem CT-Scan aus der präoperativen Planungsphase;4) starre Fixierung des SpineAssist-Ro­bo­ters an der Plattform;5) exakte automatische Positionierung des Roboter-Führungsarms anhand der Informationen aus dem präoperativen Plan als Führungshilfe für den Chirurgen beim Bohren sowie bei anderen Eingriffen. Das SpineAssist-Verfahren ist von der FDA zugelassen, ist CE-zertifiziert und wurde bis zu diesem Zeitpunkt weltweit in 250 Fällen klinisch getestet.

Bei der minimal-invasiven Chirurgie (MIC) handelt es sich um eine der derzeit bedeutendsten Entwicklungen in der medizinischen Geräteindustrie. Die potenziellen Vorteile minimal-invasiver Eingriffe sind mannigfaltig: Ein kleinerer Einschnitt – und damit auch eine kleinere Narbenbildung – senkt das Risiko von Infektionen und Blutungen. Außerdem lassen sich durch den Einsatz minimal-invasiver Eingriffe postoperative Schmerzen und Traumata vermindern und Krankenhausaufenthalte und Erholungszeiten verkürzen; einer der Gründe dafür, dass die medizinische Geräteindustrie fortlaufend an der Entwicklung neuer Instrumente arbeitet, die im Bereich der minimal-invasiven Chirurgie zum Einsatz kommen.
Das SpineAssist-System ermöglicht die Durchführung von Eingriffen zur Wirbelsäulenfusion mit nur wenigen kleinen Einschnitten, während die vergleichbar großen Einschnitte, die herkömmliche Operationsmethoden erfordern, mögliche Muskelbeschädigungen nach sich ziehen können. Die besonders kleinen Abmessungen des Roboters, die Tatsache, dass keine direkte Sicht benötigt wird, sowie die hohe Präzision der Methode erleichtern den chirurgischen Eingriff und minimieren das Risiko einer Fehlplatzierung von Schrauben. Da der Roboter starr am Patienten fixiert ist, wird kein Koordinatenverfolgungssystem benötigt. Mit SpineAssist wird für das Verfahren lediglich eine kleine Anzahl fluoroskopischer Aufnahmen benötigt, wodurch eine Reduktion der Strahlenbelastung für Chirurg und Patient als weiterer bedeutsamer Vorzug hinzukommt.

Der SpineAssist-Roboter
Der Mini

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