BVMed: „Digitale Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte“
BVMed: „Digitale Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte“ Foto: BVMed

(05/2022) Corona kam und die Versorgung mit Teilsegmenten des Medizinproduktemarktes ging in Deutschland in die Knie. Der Bundesverband Medizintechnologie betrieb Ursachenanalyse. Die Erkenntnis: Es gab weniger ein Mangel-, sondern vor allem ein Zuteilungsproblem. Geboren war damit schon 2020 die Idee einer „Digitalen Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte“.

Mittlerweile ist einige Zeit ins Land gegangen. Zeit also, beim BVMed den Status quo abzurufen. Im Gespräch mit MTD steht Dr. Meinrad Lugan, Vorstandsvorsitzender des BVMed, Rede und Antwort. Seine zentrale Botschaft: Die Medizinprodukte-Industrie steht für smarte Lösungen bereit, um die Verteilung versorgungskritischer Medizinprodukte in Krisensituationen über eine Bestandsdatenbank mit offenen GS1-Schnittstellen besser zu organisieren.

Herr Dr. Lugan, aufgrund der negativen Erfahrungen hinsichtlich der Versorgung mit Medizinprodukten im ersten Corona-Jahr hat der BVMed im Mai 2020 die Schaffung einer „Digitalen Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte“ vorgeschlagen. Was waren die konkreten Auslöser für diesen Vorstoß?

Zu Beginn der Corona-Krise kam es zu einer Nachfrageexplosion für einige Medizinprodukte und Pharmazeutika zur Intensivbehandlung. Dabei zeigte sich die außerordentlich hohe Abhängigkeit von außereuropäischen Herstellern bei einigen ausgewählten versorgungskritischen Produkten, beispielsweise medizinischer Schutzausrüstung. Hinzu kamen spontane und multiple Bestellungen, auch unkoordinierte Doppelbestellungen, die zu Lieferengpässen führten. Ein weiterer Faktor in diesen ersten Wochen der Pandemie waren Kettenreaktionen durch „protektionistische“ Aktivitäten einiger Staaten, die die komplexen Lieferketten unterbrachen.

Interessant ist aber folgende Erkenntnis aus unserer Analyse von dem, was in der Anfangszeit geschah: Für über 80 Prozent aller versorgungskritischen Produkte gab es gar keinen Mangel, sondern ein Verteilungsproblem. Nur für weniger als 20 Prozent relevanter Produkte wäre ein Krisen-Lager oder eine Krisen-Produktionskapazität erforderlich gewesen.

Den Großteil diesbezüglich könnten wir durch smarte digitale Lösungen in den Griff bekommen. Deshalb hat der BVMed als Lösungsangebot an die Politik das Konzept einer „Digitalen Bestandsplattform versorgungskritischer Medizinprodukte“ erarbeitet.

Welche Punkte sprechen aus Sicht des Verbandes für die Schaffung einer solchen digitalen Bestandsplattform?

Wenn Lieferengpässe gar nicht so sehr auf einem Mangel an Produktion, sondern an deren mangelhafter Koordination und Verteilung beruhen, dann benötigen die politischen Entscheider in Krisenzeiten vor allem eines: Transparenz in Echtzeit. Denn dadurch können Sie das Verteilungsproblem lösen. Und genau das kann eine digitale Bestandsplattform leisten.

Welche Vorteile wären damit konkret verbunden?

Transparenz in Echtzeit ist ein sehr konkreter Vorteil. Ich würde sogar sagen: in Krisenzeiten der ganz entscheidende. Die zentrale Frage ist doch: „Wie erreichen wir das?“ Ganz einfach: durch einheitliche Standards in der elektronischen Kommunikation. Diese Standards gibt es schon längst, und zwar weltweit. Wir müssen sie nur konsequent nutzen.

Als offenen Schnittstellenstandard nutzen wir EPCglobal. EPCglobal ist ein Joint Venture zwischen GS1 und GS1 US. Es ist eine Organisation, die gegründet wurde, um die weltweite Einführung und Standardisierung der Technologie für elektronische Produktcodes zu erreichen. Jeder Konsument kennt die Barcodes aus dem Supermarkt, wo sie an der Kasse gescannt werden. Diese Codes beruhen auf demselben Standard. Er ermöglicht es beispielsweise auch, die Plattform europaweit zu skalieren.

Wichtig sind auch frei wählbare Abfragekriterien. Bei der Art des Medizinprodukts muss beispielsweise nach einem Katalogsystem wie eCl@ss recherchiert werden können. Durch die Verwendung dieser Standards können wir eine individuelle Identifikation des Objekts und der Lokation vornehmen. Sie haben dadurch eine

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