WifOR-Studie/Gesundheitswirtschaft: Wie steht’s in Sachen Nachhaltigkeit?

(02/2023) Das WifOR-Institut hat im Auftrag des BVMed-Instituts die Nachhaltigkeitsstudie „SEE-Impact-Study der deutschen Medtech-Branche“ erstellt. Im Zentrum der Studie steht der soziale, ökonomische und ökologische Fußabdruck der Medtech-Branche. Der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan wertet die Studie als eine „erste gute Standortbestimmung“. Sie mache deutlich, dass externe Effekte im Umwelt- und Sozialbereich primär in der indirekten Lieferkette anfallen.

Die wirtschaftliche Aktivität der deutschen MedTech-Branche ist mit ökologischen Auswirkungen verbunden. In der SEE-Impact-Study wurde der ökologische Fußabdruck anhand der Indikatoren Treibhausgase, Luftverschmutzung, Abfall und Wasserverbrauch quantifiziert. Diese Kennzahlen wurden für das Jahr 2020 für den Standort Deutschland, die Lieferketten in Deutschland und globale Lieferketten gerechnet (sogenannter Upstream).

Ökologische Faktoren

Insgesamt war die wirtschaftliche Aktivität der deutschen Medtech-Branche mit dem Ausstoß von 8,9 Mio. Tonnen Treibhausgasen verbunden. Über 60 Prozent dieser Treibhausgasemissionen (5,5 Mio. Tonnen) entstehen dabei indirekt in der globalen Lieferkette der Medtech-Branche. Von diesen 5,5 Mio. Tonnen werden mit 1,2 Mio. Tonnen mit deutlichem Abstand die meisten Treibhausgase in China ausgestoßen.

Die wirtschaftliche Aktivität der Medtech-Branche geht global mit einer Luftverschmutzung durch sog. Feinstaub i. H. v. 2.953 Tonnen einher. Fast 90 Prozent der Luftverschmutzung wird auch hier in der globalen Lieferkette emittiert. Die wirtschaftliche Aktivität der Medizintechnik-Branche ist weniger stark mit der Verursachung von Feinstaub verbunden als andere Branchen wie zum Beispiel Fahrzeug- oder Maschinenbau.

Die wirtschaftliche Tätigkeit der Medtech-Branche in Deutschland verursacht insgesamt rund 1,8 Mio. Tonnen Abfall – mehr als 80 Prozent in der globalen Lieferkette. Im Branchenvergleich weist die Medtech-Branche „gate to gate“ mit 56 Tonnen ein geringes Abfallaufkommen je 1 Mio. Euro Output im Jahr 2020 auf.

Bei der Kennzahl des Wasserverbrauchs zeigt sich insbesondere die Anschlussfähigkeit an die SDGs (Sustainable Development Goals). Die wirtschaftlichen Aktivitäten der Medtech-Branche in Deutschland sind insgesamt mit einem Wasserverbrauch von 61,2 Mio. m³ verbunden. Davon werden 53,4 Mio. m³ indirekt in der globalen Lieferkette verbraucht (ca. 87 %). Auch hier ist durch die Hotspot-Analyse möglich, das Land in der globalen Lieferkette mit dem höchsten Wasserverbrauch zu ermitteln. So lag China hier 2020 mit 15,7 Mio. m³ an der Spitze.

Zur Methodik der Studie

Die Methodik der SEE-Impact-Study stützt sich u. a. auf die güterbezogene Abgrenzung der Medizintechnik-Branche gemäß der gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Sie ist auch konsistent zu Arbeiten für die WHO und die G20 und ermöglicht darüber hinaus einen kohärenten Branchenvergleich für das Jahr 2020. Zudem bekennt sich die Studie zum Ansatz der doppelten Materialität, also der Erfassung von sozialen und ökologischen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit in der globalen Lieferkette. Diese Methodik wird auch von der „Value Balancing Alliance“ als Standard gesetzt und wird in der SEE-Impact-Study erstmalig für eine Branche empirisch erfasst.

Es wurden 5 Indikatoren für den ökonomischen Fußabdruck der deutschen MedTech Branche für die Jahre 2012 bis 2021 durch das WifOR-Institut berechnet. Die wesentlichsten Kennzahlen für die ökonomische Dimension sind Bruttowertschöpfung, Erwerbstätige, Export- und Importtätigkeit sowie die Forschung und Entwicklung der Branche.

Soziale Faktoren

Die SEE-Impact-Study ermittelt den sozialen Fußabdruck anhand der drei Indikatoren „arbeitsbedingten Erkrankungen“, „Unfällen“ und „Kinderarbeit“. Diese Kennzahlen wurden für das Jahr 2020 für den Standort Deutschland, die Lieferketten in Deutschland und globale Lieferketten gerechnet (Upstream).

Im Kontext der Fälle an Arbeitserkrankungen ist die wirtschaftliche Aktivität der Medtech-Branche mit insgesamt mehr als 20.000 Fällen verbunden, davon 7.300 Fälle direkt an den Produktionsstandorten in Deutschland und mehr als 10.000 Fälle in der globalen Lieferkette. Im Branchenvergleich bewegt sich die MedTech Branche im Mittelfeld.

Im Jahr 2020 ist die wirtschaftliche Aktivität der Medtech-Branche mit 23.900 Arbeitsunfällen verbunden. 62 Prozent bzw. ca. 15.000 Fälle davon entfallen auf die globale Lieferkette; auch hier wurde China als da

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