Medtech-Standort Deutschland sichern und stärken
Medtech-Standort Deutschland sichern und stärken Foto: Peggy & Marco Lachmann-Anke/Pixabay

(02/2023) Bereits anlässlich der Medica hatten mehrere Branchen-Verbände Alarm geschlagen: Ukraine-Krieg, Lieferkettenstörungen, steigende Material-, Energie- und Logistikkosten – das alles nimmt der deutschen Medtech-Branche mehr und mehr die Luft zum Atmen. Von der Herausforderung MDR einmal ganz zu schweigen (wir berichteten). Warnungen und Kritik sind das eine, konkretes Handeln das andere. Der „Round Table Gesundheitswirtschaft“ ist hierfür ein erster wichtiger Schritt.

Die Bundesregierung muss die internationale Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der deutschen Medtech-Branche stärken. Das war die gemeinsame zentrale Botschaft der fünf Branchenverbände der Medizintechnik- und Diagnostik-Industrie BVMed, Spectaris, VDDI, VDGH und ZVEI bei der Auftaktveranstaltung zum „Round Table Gesundheitswirtschaft“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) Ende November.

Medizinprodukte: Wettbewerbs- und Innovationskraft im Fokus

Dafür sei es nötig, die Translationsprozesse von der Forschung zur Produktanwendung in Deutschland zu vereinfachen und zu beschleunigen, so die Verbände gegenüber Bundeswirtschaftsminister Dr. Robert Habeck und der Parlamentarischen Staatssekretärin Dr. Franziska Brantner.

Die Verbände verwiesen darauf, dass die mittelständisch geprägte Medtech-Branche durch die Kostenexplosionen bei Energie-, Rohstoff- und Transportpreisen sowie die neuen EU-Verordnungen für Medizinprodukte und Diagnostika (MDR und IVDR) unter großem Druck stehe. Umso nötiger sei es, gerade kleine und mittelständische Unternehmen bei der Umstellung auf MDR und IVDR durch Förderprogramme und Netzwerke für klinische Daten besser zu unterstützen.

Zudem müsse die Markteinführung von Innovationen beschleunigt werden. „Deutschland muss passende Instrumente der Methodenbewertung entwickeln und den Unternehmen einen Zugang zu Versorgungsforschungsdaten ermöglichen“, sagte der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan im Namen der Medtech-Verbände. Im Kern geht es aus Sicht der Verbände um folgende Ziele:

  • Stärkung des Medtech-Standortes Deutschland in Richtung strategischer Resilienz,
  • Erhalt der Innovationskraft durch Abbau des hohen Bürokratieaufwandes sowie durch Nutzung von Gesundheitsdaten,
  • Schaffung eines klimagerechten Gesundheitswesens im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstrategie.

Der Round Table Gesundheitswirtschaft des BMWK und der Verbände der industriellen Gesundheitswirtschaft ist als gemeinsames, mehrjähriges Dialogformat konzipiert. Es soll die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen stärken, die Standortbedingungen in Deutschland verbessern und die industrielle Gesundheitswirtschaft sichtbarer machen.

Bis Ende 2023 sind fünf Arbeitstreffen mit verschiedenen thematischen Schwerpunkten geplant.

5-Punkte-Sofortprogramm von Spectaris

Parallel dazu legte der Industrieverband Spectaris nach. Angesichts „existenzbedrohender Herausforderungen“ für die deutsche Hightech-Industrie wandte sich der Verband mit einem „5-Punkte-Sofortprogramm“ an die Bundesregierung. Der Verband sieht dringenden Handlungsbedarf mit Blick auf die Forschungs-, Außen-, Mittelstands- und Arbeitsmarktpolitik. Ziel müsse es sein, langfristige negative Folgen für die deutsche Wirtschaftsstruktur abzuwenden. „Die Zeit des Zögerns ist vorbei“, so Spectaris-Vorsitzender Ulrich Krauss. Die Forderungen im Überblick:

  • Mit Blick auf den Fachkräftemangel müssen wesentliche Barrieren für eine qualifizierte Migration beseitigt werden. Ein im europäischen Ausland erworbener Berufsabschluss muss schneller und unbürokratischer als gleichwertig anerkannt werden.
  • Verstärkte Forschungsförderung. Keine wie im aktuellen Bundeshaushalt vorgesehene Budgetkürzungen für bewährte Förderprogramme. Erhöhung der Quote der steuerlichen Forschungszulage von 25 auf 40 Prozent
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