(11/2020) Die Medizintechnikbranche leidet unter pandemiebedingten Umsatzeinbrüchen, überbordenden regulatorischen Anforderungen und mangelnder Wertschätzung durch Öffentlichkeit und Politik. Das zeigen die Ergebnisse der BVMed-Herbstumfrage 2020. Neben den Problemen haben die Medizintechnikunternehmen gerade jetzt aber auch vieles zu bieten – unter anderem eine Lösung zur Einrichtung einer nationalen Reserve.

Medizinprodukte sind systemrelevant, das betonte BVMed-Vorstands­vor­sitzender Dr. Meinrad Lugan bei der virtuellen Vorstellung der Herbstumfrage 2020: „Entfernen Sie Medizinprodukte aus der Klinik, der Arztpraxis, dem Rettungswagen – und es bleibt nicht viel übrig.“ Medizinprodukte seien gerade vor dem Hintergrund der Pandemie unverzichtbar. Und dennoch müsse er „ein bisschen Wasser in den Wein kippen“, denn die Branche bekomme immer noch nicht die politische Unterstützung, die sie benö­tige. Denn eines zeigen die Zahlen der Umfrage ganz klar: Auch Medtech-Unter­nehmen leiden unter den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie.

Umsatzentwicklung und Gewinne
Von einem Umsatzrückgang in diesem Jahr gehen 56 Prozent der befragten Unter­nehmen aus. Bei einem Drittel der Unternehmen sind die Umsatzrückgänge sogar im zweistelligen Bereich angesiedelt. Insbesondere die Verschiebung elektiver Eingriffe und rückgängige Arztbe­suche drückten die Umsätze, die laut BVMed-Geschäftsführer Marc-Pierre Möll „bei Weitem nicht durch den Mehrbedarf an medizinischer Schutzausrüstung und Hygieneprodukten kompensiert werden“ können. Der Implantate-Bereich hat einen Rückgang von 7,9 Prozent zu verzeichnen, OP-Produkte und OP-Sets verlieren 6,7 Prozent. Aus den gewichteten Umsatzangaben der BVMed-Unternehmen ergibt sich im deutschen Markt ein durchschnittlicher Umsatzrückgang von 2,1 Prozent. Der ungewichtete Wert liegt indes bei minus 4,9 Prozent. Kleinere Unternehmen mit einem Umsatz unter 25 Millionen Euro verzeichneten im Schnitt sogar einen Umsatzrückgang von 6,4 Prozent. Verschärft wird die Lage durch den zurückgegangenen Export, der für die Branche eine große Rolle spielt. Die Exportquote deutscher Medizintechnik lag 2019 immerhin bei rund 65 Prozent. Pandemiebedingt fällt die erwartete welt­weite Umsatzentwicklung für dieses Jahr jedoch mit einem durchschnittlichen Minus von 4,7 Prozent noch schlechter aus als die Inlandsentwicklung. Doch auch die Entwicklung der Gewinn­situation der Unternehmen in Deutsch­land sei besorgniserregend. Knapp zwei Drittel der Unternehmen gehen von einer Verschlechterung der Gewinnsituation aus. Im Jahr davor waren es nur 43 Prozent. Die schwierige wirtschaftliche Lage wirkt sich auch auf die Investitionstätigkeit der Branche aus. Während immerhin 21 Prozent der Unternehmen bei der Umfrage angegeben haben, dass sie ihre Investitionen am Standort erhöhen – beispielsweise durch den Aufbau neuer Produktionskapazitäten für medizinische Schutzprodukte in Deutschland –, geben 29 Prozent der Unternehmen an, ihre Investitionen am Standort gegenüber dem Vorjahr verringern zu müssen.

Auswirkungen der Pandemie
Wichtigster Faktor für die Umsatzrückgänge der MedTech-Branche sind durch den Lockdown verschobene Operationen. 70 Prozent der befragten Unternehmen sind davon betroffen. Einschränkungen der Kundenkontakte geben 57 Prozent als negativen Faktor an und knapp die Hälfte leidet unter ausbleibenden Arztbesuchen und dem damit verbundenen Rückgang von Verordnungen. Eines zeigen die Umfrageergebnisse jedoch deutlich: Themen wie Digitalisierung und Infektionsschutz gewinnen erheblich an Bedeutung. Knapp zwei Drittel der befragten Unternehmen erwarten sowohl eine steigende Akzeptanz als auch mehr Investitionen in die Digitalisierung der Gesundheitsversorgung.

MedTech-Arbeitsmarkt
Obwohl die Pandemie auch die Branche negativ beeinflusst, gibt es eine gute Nachricht: Viele Unternehmen möchten ihr Personal halten – 38 Prozent greifen auf das Instrument der Kurzarbeit zurück – und 27 Prozent schaffen sogar neue Arbeits­plätze. Dem gegenübe

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